Unser Mitglied Stephen-Hawking-Schule: Zum Schulanfang -Erst Schülerin, jetzt Lehrerin

September 2017

1998 gehörte Laura zum vierten Jahrgang der „umgekehrten Inklusion“ der SRH Stephen-Hawking-Schule: Mit viel Zuspruch und Erfolg in der Region hatte die damalige Sonderschule für Körperbehinderte begonnen, sich auch für nicht behinderte Schüler und Schülerinnen wie Susan und Laura zu öffnen. Die Pädagogen sind bis heute davon überzeugt, dass jeder Mensch „besonders“ ist und von der individuellen, passgenauen Förderung profitiert.

„Ich habe mir damals gar keine Gedanken über Behinderungen gemacht“, sagt Laura Doss, „ich habe jeden Menschen einfach so gesehen, wie er ist“. Doch während eines Landschulheimaufenthaltes machte es „Klick“ bei ihr:  Die „Fußgänger“ seien nach der Ankunft dort sofort losgeflitzt, um alles zu erkunden. Die Rollstuhlfahrer standen indes hilflos verloren da. „Ich konnte sie nicht so stehen lassen!“, sagt sie. „Es ist sehr schwierig, unter Rollstuhlfahrern und Fußgängern eine homogene Gruppe zu bilden, aber es geht. Mal sind eben die einen schneller, mal die anderen, aber alle kommen ans Ziel.“ Klar, was aus dieser Erkenntnis folgte: „Ich habe jahrelang eine schwer behinderte Schülerin der Stephen-Hawking-Schule begleitet. Auch noch, als ich selbst schon studiert habe“, erzählt sie.

Den Kontakt zur Schule hat sie dadurch nie verloren. „Das ist eine tolle Schule, ich kann das nicht anders sagen! Ich bin hier so gut gefördert worden“, erklärt die 29-Jährige strahlend. „Die Werkstätten für Holz, Ton und Medien…“ Laura kommt ins Schwärmen: „Es gab und gibt keine Schule im Umkreis, die so modern ausgestattet ist wie die Stephen-Hawking-Schule.“ Es wird stets darauf geachtet, dass das „Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum“ den aktuellen Standards entspricht. Neben dem Sport sind Physik und Musik die Lieblingsfächer von Laura Doss. In diese Abteilungen hat die SRH Schulen GmbH besonders viel investiert: Drei moderne naturwissenschaftliche Multifunktionsräume für Unterricht und Forschung gibt es an der SRH Stephen-Hawking-Schule. Der Musikbereich lässt vom Tonstudio bis zum Schnitt an Computern ebenfalls kaum etwas zu wünschen übrig, und eine riesige Turnhalle bietet Möglichkeiten für viele Sportarten.

Aber es ist nicht nur die gute Ausstattung, die Laura Doss so begeistert. Es sind die Lehrer, die sie geprägt und gefördert haben, die Freundschaften, die untereinander entstanden sind, die Menschlichkeit im Umgang miteinander: „Schon als Schülerin hatte ich das Gefühl, dass Lehrer und Schüler sehr achtsam miteinander sprechen. Wir wurden immer ernst genommen. Es gab wirklich keine dummen Fragen“, erinnert sie sich.

Natürlich gab es auch Probleme während der Schulzeit: Laura Doss wollte beim Abitur die Leistungskurse Musik und Physik belegen. Weil diese mangels Schülerinteresses nicht zustande kamen, wählte die damalige Schülerin Sport und Chemie. Ihre Musiklehrerin Petra Schostak aber hatte die Begabung der Abiturientin erkannt und förderte sie weiterhin im Fach Musik. An der Schule regulär zweistündig, in Wirklichkeit wesentlich länger. Da das Fach Musik am Ende des Unterrichtstags auf dem Stundenplan stand, sind Petra Schostak und Laura Doss meistens länger im Musikraum geblieben. „Petra Schostak hat mich intensiv auf die Aufnahmeprüfung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg vorbereitet!“, sagt Laura Doss dankbar.

Die erste Chance zum Unterrichten ergab sich vor zwei Jahren durch eine Elternzeitvertretung in der Orientierungsstufe an der SRH Stephen-Hawking-Schule. Frisch aus dem Referendariat konnte die junge Realschullehrerin bei ihrer Bewerbung mit Erfahrung und Fortbildungen im sonderpädagogischen Bereich punkten. „Ich bin mit den Behinderungsbildern vertraut und traue mir auch zu, im Notfall zu reagieren“, betont sie. Laura Doss unterrichtet neben Mathematik und Physik natürlich auch Musik. Zusammen mit Petra Schostak und acht weiteren Musiklehrern im Team gibt sie heute weiter, was sie während ihrer eigenen Schulzeit so toll gefunden hatte: „Klavier, Saxophon, Bass, Gitarre, Schlagzeug und Vocals spielen. Wir sollten alles ausprobieren. So wie heute die Schüler in den Bandklassen. Das war super!“

Auch im Physikunterricht nutzt sie den Bezug zur Musik: „Die Theorie hinter der Praxis gibt einem sehr viel. Zum Beispiel, wenn man weiß, wie eine Gitarre funktioniert.“ Probleme mit der Schülermotivation gibt es für die junge Lehrerin nicht: „Musik machen viele Schüler gerne. Physik zunächst nur wenige. Aber wenn ich mit anschaulichen Beispielen aus der Musik komme, dann machen alle mit.“

Die Pädagogin hat den Dreh raus. Ihre positive Ausstrahlung, ihr Eifer, ihr Esprit – das alles kommt bei den Schülern an. „Die offene Atmosphäre und der herzliche Umgang miteinander, das ist etwas ganz besonderes an dieser Schule. Die Schüler mit körperlichem und motorischem Entwicklungspotenzial sind intellektuell auf demselben Niveau wie Regelschüler“, sagt Laura Doss. „An der Stephen-Hawking-Schule fühlen sich die Schüler verstanden. Die Beratungsstelle für computergestützte Kommunikationshilfen weiß immer über technische Neuheiten Bescheid und gibt supergute Tipps. Für die Schüler mit Handicap ist es zudem toll, dass die notwendige Physio- und Ergotherapie in ihren individuellen Stundenplan integriert ist, so dass alle Schüler nachmittags ihre Freizeit genießen können“, schwärmt Laura Doss weiter. Und, auch das sei alles andere als unwichtig: „Hier gibt es breite Gänge, so dass keiner rempelt. Viele Aufzüge, saubere und behindertengerechte Toiletten. Am wichtigsten ist natürlich das Knowhow und die umfassende Unterstützung bei den unterschiedlichen Behinderungen von der Epilepsie bis zur Muskeldystrophie“. Puh! Laura Doss ist in ihrer Begeisterung einfach nicht zu (s)toppen!

 

Lehrerband „Lehrgut“, Laura Doss singt mit ihren Kolleginnen (Mitte) und unterstützt die Band mit dem Saxophon

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